Bärbel Niewöhner
Mit dem Titel "Aus dem Leben gegriffen" bietet die Autorin eine abwechslungsreiche Zusammenfassung eines Lebenszyklus aus zwei Jahrzehnten.
Sie entfaltet in sechs unterhaltsamen Kapiteln einen großen Spannungsbogen durch das Leben, in dem sich die Leserin/der Leser wiederfinden kann. Mal schmunzelt man, mal wird man nachdenklich.
Bärbel Niewöhner erkundet Gefühle mit all ihren Höhen und Tiefen, kurz und prägnant in Form von Aphorismen oder poetisch in Gedichten. Auch Erlebnisse aus der Kindheit werden facettenreich mit viel Phantasie erzählt, wie im wirklichen Leben.
Das Zeitgeschehen, die Politik und soziale Themen werden in diesem liebevoll zusammen gestellten Buch kreativ und kritisch beleuchtet. Auch bisher unveröffentlichte Texte sind enthalten. Dreizehn Farbfotos vertiefen und kontrastieren die Gedankenreisen.
Die Autorin sieht genau hin und hört genau zu, auch beiläufige Beobachtungen werden in den Aphorismen und kurzen Geschichten ("Kurzgesagtes") prägnant dargelegt. So sind viele sprachliche Bilder durch Reflektionen und Erinnerungen entstanden, die sich einprägen und den Leser und die Leserin bereichern und lange begleiten werden.
Hier einige Textauszüge:
Begegnung
Wenn
wir
leben könnten
wie
wir wollten
dann
würden wir ...
aber
wir
haben die Kraft
und die Moral
in uns
leben weiter
wie die anderen
es von uns erwarten
Wenn
mir das Wetter
die kalte Schulter zeigt,
wärme ich mich
an deiner.
Augenblicke wie
eine Ewigkeit
einmalig unwiederbringlich . . .
gelebt - wie ein ganzes Leben
Caféhausmusik
Der Klang ihrer tiefen, sonoren Stimme, lässt das Rauschen des nahen Meeres aus dem Bewusstsein. Wind umspielt ihr lockiges, schwarzes Haar. Der Schlitz ihres Kleides lässt den Blick auf ihre dunkelbraunen, langen Beine frei, die erst kurz unter der Taille zu enden scheinen. Männerblicke heften sich daran; Phantasien werden fühlbar.
Der zweite Cognac zum Kaffee erlaubt es dem Zuhörer, die Sängerin wie durch einen Schleier im gleißenden Licht des späten Nachmittags erscheinen zu lassen.
Am Ende des Songs, tosender Beifall. Von ihr in die Zuschauer gehauchte Küsse werden begehrlich aufgesogen. Im tiefen Ausschnitt Ihres Kleides mehren sich Geldscheine und Zettel mit Telefonnummern. Weibliche Begleiterinnen zupfen nervös an den Hemden ihrer Männer, vergeblich, deren Begeisterung ist nicht zu stoppen.